Politik

Lobbyisten sollen Oligarchen von EU-Blacklist holen

Lesezeit: 1 min
19.03.2014 12:30
Mindestens zwei Personen, die auf der EU-Ukraine-Blacklist stehen, haben eine deutsche Lobbyfirma in Brüssel rekrutiert. Die Kanzlei soll dafür sorgen, dass die Oligarchen von der Liste gestrichen werden. Die EU überschreite mit den Sanktionen ihre Kompetenzen, so einer der Anwälte.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Seine Klienten stehen zu Unrecht auf dieser Liste. Denn nach Artikel 215 des EU-Vertrages können Sanktionen nur verhängt werden, um Regierungen zu einer Änderung ihres Verhaltens zu zwingen. Die EU-Liste wurde aber am 5. März auferlegt – da war Janukowitsch bereits Geschichte, so der Kanzlei-Chef Andreas Geiger der Anwaltskanzlei Alber & Geiger zum EUObserver.

„Wir werden dem EU-Rat sagen: ,Schauen Sie. Sie haben die falschen Leute und Sie haben keine Rechtsgrundlage. Also nehmen Sie die beiden bitte von der Liste.‘ Und wenn sie dies ablehnen werden wir vor Gericht ziehen“, sagte Geiger.

Zudem würde die EU „ihre Kompetenzen überschreiten“, wenn die Sanktionen als politische Strafe genutzt wird.

Die EU-Liste basiert außerdem auf Informationen der ukrainischen Oppositionsführer, was Geiger als „Hexenjagd“ bezeichnet.

Angela Merkel wolle das Geld des Janukowitsch-Clans in ihre Hände bekommen, so der Anwalt. Denn so müsse der deutsche Steuerzahler weniger zur EU-Rettungsaktion für die Ukraine beisteuern.

Die Kanzlei will die Namen der zwei Klienten nicht preisgeben, doch es soll sich dabei nicht um den ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch handeln. Zudem sollen die beiden auch nicht Teil des ehemaligen Sicherheitsapparates und auch nicht für die Schießereien am Maidan verantwortlich sein. Die beiden wären im Februar „nicht im Dienst“ gewesen, so die Kanzlei.

Die Beschreibung passt auf den ehemaligen ukrainischen Ministerpräsidenten Mykola Asarow, der von seinem Posten Ende Januar 2014 zurücktrat – also vor den Schüssen auf dem Maidan.

Zwei weitere potentielle Kunden, die in das Profil passen, sind einerseits Serhij Kljujew, ein ukrainischer Abgeordneter, dessen Konten im der Schweiz und in Österreich gesperrt wurden. Der andere ist Serhij Kurtschenko, eine ukrainischer Gas-, Bank- und Medienbaron und der Präsident des Fußballvereins Metalist Charkiw.

Die Kanzlei verrät nicht, welche Gebühren sie für die „Reinwaschung des Namens“ verlang, allerdings vermuten Insider den Auftragswert bei mindestens 80.000 Euro pro Monat. Die Kanzlei bezeichnet sich selbst als „political lobbying powerhouse“ und hat Büros in Berlin und Brüssel.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder Baerbock und Nauseda intensivieren...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...